Wie ist die Massage entstanden? Ein Blick in die griechisch-römische Antike

Wer die allererste Massage gab, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass sie eine uralte Behandlungsform ist. Der Name stammt aus dem griechischen und bedeutet «mit den Händen arbeiten, wie beim Kneten von Teig».

Die drei griechischen Mediziner Hippokrates, Asklepiades und Galenos hatten einen grossen Einfluss auf die Etablierung der Massage im (griechisch-) römischen Reich und damit in Europa.

Damals liessen sich normale Bürgerinnen und Bürger und natürlich die Oberschicht zur Entspannung massieren. Dies geschah in den Vorräumen der römischen Bäder oder in privaten Gemächern.

Die Massage kam auch als medizinische Behandlungsform zum Einsatz, unter anderem bei Gladiatoren nach deren brutalen Kämpfen in den Amphitheatern.

Hippokrates und die hippokratischen Schriften

Hippokrates (ca. 460 v. Chr. bis 370 v Chr.) wurde vermutlich auf der griechischen Insel Kos als Sohn einer Arztfamilie geboren. Er wurde selber ein renommierter Arzt und Lehrer, welcher die griechische Medizin entscheidend mitentwickelte und -prägte.

Ist von Hippokrates die Rede, werden im nächsten Atemzug die hippokratischen Schriften genannt (Corpus Hippocraticum). Das ist eine Sammlung medizinischer Texte, die zwar nach ihm benannt sind, aber die wenigsten tatsächlich von ihm selber verfasst wurden. Diese Schriften bilden das Fundament unserer westlichen Medizin.

Hippocrates schrieb, dass ein Arzt in vielen Dingen erfahren sein müsse, ganz sicher aber im Reiben.

Der Arzt muss in vielen Dingen erfahren sein, aber ganz sicher im Reiben.

Hippokrates, 400 v. Chr.

Entdeckt hat er die manuelle Behandlungsform des Streichens und Reibens wahrscheinlich auf seinen ausgedehnten Reisen in Kleinasien (Armenien, Nordiran, südöstliche Türkei).

Asklepiades und die Massage als wirksame Behandlungsform

Asklepiades von Bithynien war ein Arzt, Philosoph und Rhetoriker. Er lebte von ca. 130 v. Chr bis 60 v. Chr. – also 240 Jahre nach Hippokrates. Im alten Rom war er ein hoch angesehener Arzt, der sich seine Stellung durch seine medizinischen Fähigkeiten, sein grosses Wissen und sein Auftreten erarbeitet hatte.

Zu seinen Therapierungsformen zählte unter anderem die Massage (fricatio/frictio). Die Streichungen wirkten «beruhigend, als Reibungen haben sie dagegen eine zerteilende Wirkung. Bei chronischen Krankheiten müssen sie stärker und länger, bei akuten Krankheitsbildern aber nur kurz und milde durchgeführt werden. Sanfte Streichungen sind solange zu verabreichen, bis beim Patienten der angestrebte Schlaf einsetzt.»

Neben der Massage wendete Asklepiades Behandlungsformen mit warmem und kaltem Wasser, mit aktiver und passiver Bewegung und mit einer einfachen Ernährung, Wein und Fastenperioden an.

«De medicina» von Aulus Cornelius Celsus: Die Verbindung von Asklepiades und Hippokrates

«De medicina» heisst das Werk des römischen Enzyklopädisten Aulus Cornelius Celsus, welcher möglicherweise auch praktizierender Arzt gewesen sein könnte.

Celsus schrieb im Kapitel «Allgemeine Therapie» im Detail über die Massage. Er erwähnt, dass die in den hippokratischen Schriften ausgeführte Massage grundsätzlich jener entspricht, wie sie auch der viel später lebende Asklepiades beschrieben hatte.

In Celsus’ Handlungsanweisungen kommt die «Anwendung von Reiben» sehr oft vor.

Galen und seine ausführlichen Beschreibungen der Massage

Galen (griechisch Galenos) von Pergamon ist als einer der einflussreichsten Mediziner der Antike in die Geschichte eingegangen, dessen Arbeiten und Lehren die Medizin für Jahrhunderte stark beeinflusste.

Geboren wurde er ungefähr im Jahre 130 in Pergamon (heutige Türkei) und verstarb in Rom irgendwann zwischen 199 und 2016. Bevor es ihn in die antike Metropole Rom zog, praktiziert er mehrere Jahre als Gladiatorenarzt in Pergamon. Sein Lebenswerk ist das 14 Bücher umfassende Methodus medendi („Die therapeutische Methode“). Darin geht Galen ausführlich auf die Massage ein.

Er beschreibt darin unter anderem, dass bei den Reibungen und Streichungen alle Richtungen wie gerade, quer, schief, geneigt und schräg zu berücksichtigen seien. Die Intensität müsse sich an der Beschaffenheit des unterliegenden Gewebes ausrichten. Galen geht, wie auch schon Hippokrates, von zwei Intensitäten aus: feine Streichungen mit sanftem Druck und druckstarke Reibungen (für schlaffes Gewebe).

Die streichenden und sanften Griffe würden das Gewebe weich machen, die stärkeren, tiefergehenden Griffe hingegen hätten eine straffende Wirkung, so Galen.

Schnell aufeinander abfolgende Griffe bewirken das Beseitigen von überflüssiger Lymphe, gezielt langsam durchgeführte Griffe hingegen stimulierten das Wachstum des Gewebes.

Galen unterscheidet zwei Arten der Massage: die vorbereitende Massage «frictio praeparatoria» und die Erholungsmassage «frictio apotherapeutica». Die vorbereitende Massage sollte nicht zu stark, aber auch nicht zu schwach ausfallen, um den Körper nicht erschlaffen zu lassen. Die Erholungsmassage hatte zum Ziel, das nach intensiver Kraftanstrengung einsetzende Erschlagenheitsgefühl bestmöglichst zu vermeiden.

Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt also, dass die Massage bereits in der Antike einen festen Platz in der behandelnden Medizin und dem gesellschaftlichen Leben inne hatte.

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